Schülerdaten und iCloud

Hier und da und dort liest man es jetzt wieder vermehrt: Speicherung der Schülerdateien bzw. Schülerdaten (=sprich Lehrerdateien) in der Cloud oder nicht?

„In der Cloud“ im allgemeinen würde ich verneinen, „in der iCloud“ würde ich allerdings uneingeschränkt zustimmen.

Warum?

Wir alle wissen, dass Dateien in der Regel kaum oder nur schlecht verschlüsselt in den schon länger genutzten Cloud-Speichern wie Dropbox oder auch Onecloud gesichert werden. Das bedeutet, dass zum einen oft die Daten als „für jeden sichtbares“ Datenpaket versendet werden oder/und auf dem Cloudspeicher dann auch als unverschlüsselte Datei vorliegen. Den Vogel schießt da gerade sicherlich Googles „Backup-Service“ ab. Da kann man auch gleich einen öffentlichen Link senden, von dem dann jeder Interessierte die persönlichen Daten mal einsehen und downloaden kann (das ist natürlich überspitzt, aber das hat seinen Grund).

Kommen wir mal zur Überschrift des Artikels, zu den „Schülerdaten:

Gemeint wären hier die sensiblen Daten von Schülern, Benotungen, korrigierte Arbeitsblätter, Klausuren etc. Diese Daten haben ja nicht nur die Lehrer auf ihren iPads, sondern die Schüler auch. Bei den Schülern sprechen wir ja meistens dann noch von Schülerdateien, also ihre Unterrichtsergebnisse, Portfolios, Bilder, Präsentationen, Dokumente etc. Insgesamt geht es mal allgemein um mein Unterrichtsmaterial mit allem was wie schon aufgezählt dazu gehört.

Wie hätten es die deutschen Schulverwaltungen gerne und wie wird es gehandhabt?

Es schießen ja immer wieder lokale Speichermöglichkeiten, teilweise vom gesamten Bundesland gehostet wie Pilze aus dem Boden. Damit binden sich die Kultusministerien die Daten der Schüler und Lehrer ans Bein. Die Argumentation lautet wie folgt: „Dann haben wir die Kontrolle über die Daten und die Sicherheit, dass diese nicht auf irgendeinem amerikanischen Server liegen und von der NSA für zukünftige Vorstellungsgespräche unserer Schüler bei der NASA als Rakenbaukonstrukteur zurückverfolgt bzw. eingesehen werden können“. So oder so ähnlich zumindest.

Da muss ich mich dann schonmal fragen: Will ich, dass die Daten meiner Schüler oder Kinder, meine Daten, die ich als Lehrer anhäufe, seien es Arbeitsblätter, Schülerlisten mit Benotungen, Bilder, Videos, teilweise privat, da keines der Geräte ausschließlich zu 100% schulisch genutzt wird, auf einer Festplatte im Rathaus, im Schulamt, im Kultusministerium, oder beim Hausmeister in meiner Schule abgespeichert werden? Diese Lösungen werden nämlich immer wieder postuliert, seien sie doch „am Sichersten“. Hm… also, ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob eine Festplatte in einem öffentlich zugänglichen Gebäude sicher ist und ich vermute außerdem, dass Server, die in der Regel von Lehrern, die dafür nicht einmal ne Deputatsstunde bekommen, sondern das freiwillig machen (weil es ihnen angeblich Freunde bereitet) auch nur annähernd so sicher sind wie…

…die Server von iCloud!!! Womit wir beim Pudels Kern wären. Weil:

– Die Daten von Schüler- wie Lehrer-iPads sind ausschließlich auf dem Gerät lesbar, das mit dem iCloudkonto verbunden ist.
– Die Daten sind Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das bedeutet, dass sie weder auf ihrem Weg ZUR iCloud, noch auf dem Weg zurück zum iPad, noch auf dem iCloud-Server selbst ausgelesen werden können.

Mal zur Erinnerung: Apple musste bereits mehrfach Klagen der Regierung abwehren, gespeicherte Daten von möglichen Terroristen „herauszugeben“. Apples Antwort darauf: „es ist technisch gar nicht möglich, die Daten herauszugeben, da sie nicht entschlüsselt werden können“.

Ich habe die Frage schon gestellt, ich stelle sie nochmal, beantworten muss sie jeder für sich persönlich: möchte ich, dass meine Dateien und Daten auf einem „Server beim Hausmeister“ liegen, oder in der sichersten Cloud, die für Schulen denkbar ist, der iCloud?

Übrigens gilt dies alles auch für „geteilte iPads“, bei denen Schüler Benutzerkonten auf iPads haben und somit trotz eines iPad-Pools jeder Schüler ein personalisiertes Gerät bekommt.

Ich kann mir unterm Strich durchaus eine Lösung vorstellen, bei der Schüler in der Schule eine Speichermöglichkeit haben z.B. Für große Videodateien oder ähnliches. So etwas muss man nicht unbedingt in die Cloud schicken bzw. kann man solche Dateien als Unterrichtsergebnis dann auch mal vom Gerät auslagern. Schülergeräte haben nicht immer die größten Speicherreserven. Jetzt kommt das „aber“:

ABER ICH PLÄDIERE FÜR DIE UNEINGESCHRÄNKTE NUTZUNG VON iCloud für Schulen, da es sich dabei um die sicherste, effektivste und praktikabelste Speichermöglichkeit für Unterrichtsmaterialien, Ergebnisse und deren Bewertung handelt.
JA, und das gilt auch und insbesondere für iTunesU-Kurse, bei denen manche Daten-Hypochonder denken, die Klassenlisten würden direkt beim FBI landen. Freunde… auch die iTunesU-Kurse, deren Materialien, Schülerarbeiten sind genauso verschlüsselt und nicht-einsehbar wie alles andere auch. Wann begreifen das die Verantwortlichen, die Schulen und deren Systemadminstratoren mit „eigenen, tollen, und ganz bestimmt sicherererereren “ Lösungen drangsalieren?

Es war mir ein Bedürfnis das mal zu sagen… 🙄

https://support.apple.com/de-de/HT202303

https://images.apple.com/chde/education/docs/Education_Privacy_Schools_May16.pdf

4 Kommentare

  1. Jetzt schreibst du nur noch europäische Datenschutzgesetze um und sorgt dafür, dass Apple seine iCloud für alle Betriebssysteme öffnet. Es ist leider nicht der technische Datenschutz, der hier ein Problem darstellt.

    1. Hi Maik, bitte erkläre mal was genau umgeschrieben werden müsste. Was genau fehlt dir und was ändert das dann?
      iCloud funktioniert browserbasiert auch auf einem Windows-PC (siehe etwas weiter unten).
      iCloud macht aber erst richtig Sinn wenn man es nicht nur als online-Speicher betrachtet, sondern wenn Funktionen wie zB iTunesU-Kurse aktiv genutzt werden und man seine Daten dann eben auch mit allem funktional vernetzt lassen kann, ich also zB ein Arbeitsblatt aus iTunesU, das lokal auf dem iPad bearbeitet wurde, auch wieder in iTunesU abgeben kann und ich nicht noch ein weiteres Ordnungssystem auf einem anderen Server anlegen muss. Es macht ebenfalls Sinn, wenn ich zB gemeinsam an Dokumenten arbeiten möchte.
      Wenn ich iCloud benutze, kann ich sogar auf einem Windows-PC im Browser Pages, Keynote und Numbers benutzen, und natürlich auch auf meine anderen angelegten Daten zugreifen sofern sie lesbar sind (sollte aber für alle Dokumente, Fotos, Filme etc. auch für Windows gelten, Projektdateien machen keinen Sinn, da das Projekt ja auf dem iPad bearbeitet wird).
      Und nein, es macht keinen Sinn, auf einmal alles auch für alle Betriebssysteme zu öffnen (zB iTunes U auch für Windows-Kursteilnehmer, wobei die Bearbeitung und Verwaltung im Windows-Browser ja funktioniert), da einfach einiges nur in der Apple-Umgebung Sinn macht. Ich persönlich WILL gar kein Android oder Windows-Gerät als Lehrer benutzen, selbst wenn ich auf alle Apple-Dienste Zugriff hätte, weil mir die Bedienung nicht gefällt, weil ich mich dann auf einmal um Virenschutzprogramme kümmern müsste, weil ich dann meine Geräte nicht mehr so einfach konfigurieren könnte, weil ich dann nicht über viele viele Jahre das aktuellste Betriebssystem hätte und und und die Liste ist lang…

      Ich sags auch hier nochmal: der Artikel richtet sich an iPad-Nutzer, denen die beschriebene Problematik zwischzeitlich immer wieder begegnet.

      Das ist gar nicht abwertend gegenüber anderen OSs gemeint, sondern ich beziehe mich halt auf Apple-User weil sie nunmal meine Zielgruppe sind. Ich freue mich, wenn Windows- oder Android-User die iCloud für sich entdecken, das Arbeiten auf dem Device unterscheidet sich dann letztendlich doch sehr und viele andere Faktoren wie VPP (Mengenrabatt für Bildungsapps) DEP (bei Auslieferung fertig vor-konfigurierte
      Geräte, die sich eigenständig personalisieren und konfigurieren) und die Workflows sind einfach unterscheidende Merkmale, von der Benutzeroberfläche allgemein ganz zu schweigen.

      Ich will diese Betriebssystem-Diskussion eigentlich gar nicht führen. Ich habe das nur angemerkt, weil die iCloud halt erstmal auf iOS-Geräten am meisten Sinn macht. Wenn es dir darum geht, dass BYOD einfacher wird, wenn die „anderen“ auch auf iCloud zugreifen können, dann sollte dir auch klar sein, dass bei unterschiedlichen Betriebssystemen nicht jeder Schüler die gleichen Möglichkeiten hat. Ich habe nichts gegen BYOD. Wenn Schulen das so machen wollen bitte gerne. Aber das verkompliziert „Dinge“ und Unterricht. Und zwar auf technischer Seite (Administration, Datensicherheit, Kompatibilität) und auf der rein praktischen. BYOD finden viele auch nur so lange gut, wie Schüler nicht auf einmal mit einem Amazon Tablet ankommen (mal als anderes Extrem). „Damit kann man auch im Web surfen…“. Da ist ja „Unterrichten mit Tablets“ gerade mal von hier bis zur Wand gedacht.
      Wenn ich Unterricht verändern will, dann muss Technik dabei helfen und nicht im Weg stehen. Das geht beim Nicht-Technik-versierten Lehrer los und hört beim Schul-Systemadministrator (mit 1 Deputatsstunde für 500 Geräte) auf. Dazwischen stehen die Schüler. Sorry und mit diesem großen Ganzen lande ich (persönlich) dann halt bei iOS und dann hege ich den Wunsch, es auch uneingeschränkt im Unterricht nutzen zu dürfen weil Lehren und Lernen dann technisch NOCH einfacher wird und Technik Unterricht dann noch mehr bereichert statt Hürden aufzubauen (nicht jeder Lehrer ist so flexibel und kann mit drei Betriebssystemen in der Klasse souverän umgehen. Kann er das nicht, traut er sich nicht! Verändert sich Schule nicht!).
      Dieser Artikel ist eben das Ergebnis aus sehr vielen Gesprächen und sehr viel Erfahrung mit Schulen, die gerne die iCloud uneingeschränkt nutzen möchten.
      Dazu habe ich meine Gedanken geteilt, um mein Unverständnis auszudrücken.
      Sehe ich mich als Lösung („Löser“) des Problems? Nein! Muss ich jetzt auch für andere Cloud-Dienste eine Lanze brechen? Nein! Weil andere auf meinem Gerät obsolet sind wenn ich iCloud uneingeschränkt benutzen darf. Dass es andere gibt muss ich nicht erwähnen denke ich, da sich mein Blog um „iPads im Unterricht“ dreht und ich aus Überzeugung heraus versuche, das Unterrichten mit iPads immer weiter zu optimieren. Windows-User können das gerne für OneDrive machen und Androids für Googledrive. Soll mir alles Recht sein, ist aber nicht meine Baustelle.
      Sorry fürs Abschweifen, hier stecken auch Antworten auf andere Kommentare drin (Twitter), die ich jetzt hier mit reingepackt habe. Die Antwort zur Eingangsfrage oben interessiert mich sehr. Danke für deinen Kommentar 🙂

  2. Du argumentierst technisch mit einem sehr eingeschränkten Blick auf ein Softwareuniversum – didaktisch finde ich iTunesU relativ grauenvoll, bei „Arbeitsblatt“ rollen sich mir die Fußnägel hoch – aber das ist ein anderes Thema. Schulen, die ich berate, müssen sich auch rechtlich sicher sein können. Und da gibt es einiges zu beachten, an dass sich Apple (aber auch Google und M$) nicht halten. Bewertungsrelevante, personenbezogene Daten in US-amerikanischen Clouds gibt die europäische Datenschutzverordnung nicht her. Unser Träger beschäftigt mittlerweile drei hauptamtliche Techniker / Administratoren nur für Schulen. Zwei Berater sind fast ausschließlich für die pädagogischen Konzepte zusätzlich vor Ort. Ja, das hat Jahre gedauert und wäre mit Apple schneller gegangen – deckt aber nicht im Entferntesten z.B, Anforderungen von Berufsschulen ab.

    1. Die Frage wäre ob ich überhaupt argumentiere oder ob ich nicht einfach mit dem arbeite, was ich habe…? Müssen wir aber nicht klären…!

      Zum Thema „Arbeitsblatt“, deine beiläufige Anmerkung hat in meinen Augen Gewicht:
      1. Wahrscheinlich haben ca. 80% deiner KollegInnen in den letzten 20-30 Jahren eine Unmenge an Material erstellt, zu dem auch Arbeitsblätter gehören. Wenn ich denen jetzt sage: „Ihr habt jetzt iPads und ihr dürft das nicht mehr benutzen, weil sich einem Kollegen deswegen die Fußnägel hochkräuseln“ denkst du dann dass die Lust haben sich auf das Unterrichten mit iPads einzulassen? Du hast doch sicher schon mal von „Lebensweltbezug“ und „den Schüler abholen wo er steht“ gehört? Das gilt bei der Einführung eines neuen Unterrichtswerkzeuges wie eines iPads genauso auch für deine KollegInnen.
      2. Ein „Arbeitsblatt“ ist in DEINEN Augen vielleicht ein PDF zum ausfüllen (anders kann ich mir den Kommentar nicht erklären)… in MEINEN Augen kann und darf es das auch sein, um zB wie gesagt deine KollegInnen mit etwas Vertrautem „abzuholen“, Schüler könnten sich das „Arbeitsblatt“, das zB auf englisch sein könnte aber auch VORLESEN lassen (Hörverständnis), sie könnten AUF einem Arbeitsblatt auch Objekte verschieben und zuordnen (statt Striche zu ziehen oder statt mit Schere und Klebestift zu arbeiten, außerdem Schulung Auge-Hand-Koordination), sie könnten ein Video oder Bild in das Arbeitsblatt einfügen, sie könnten ein Audio einfügen, in dem sie die wesentlichen Inhalte des „Arbeitsblattes“ zB zur „Sicherheit am Arbeitsplatz“ mit ihren eigenen Worten auf ihre Ausbildungsstelle wiedergeben und und und… das nur als „winziger“ Hinweis, dass meistens deutlich mehr hinter etwas stecken kann bei dem was ich hier schreibe. Die Leute aus meinen Schulungen würden sich an solch einem Begriff niemals aufreiben weil sie zig Methoden kennengelernt haben, ein sog. „Arbeitsplatt“ methodisch-didaktisch zu „pimpen“…
      Wenn du iTunesU nicht gut findest dann benutze es nicht. Ich kenne tausende Lehrer persönlich (!), die es geil finden!

      Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Schulbezirke, in denen iPads eingesetzt werden, ihren Personalbedarf herunterfahren bzw. Stunden in der Administration von Schulen deutlich reduziert werden können, sogar von Stelleneinsparung die Rede sein kann. Ich kenne Medienzentren, die Schulen bitten, auf iPads oder Apple allgemein umzustellen, weil sie dann kaum noch etwas zu warten haben. Tatsache!

      Apple hat in Deutschland ca. 30 Apple Education Trainer, die bei der Umsetzung methodisch-didaktischer Konzepte zum Unterrichten mit iPads helfen. Es gab bisher in NRW, Niedersachen, Hessen, BaWü und Rheinland-Pfalz jeweils 10 Medienzentren, die ebenfalls geschult sind, was diese Möglichkeiten angeht und die dazu Fortbildungen anbieten. Hinzu kommen all die, die aus purer Lust an neuen Unterrichtsmethoden selbst jeden Tag tolle Ideen haben und sie im Internet publizieren.
      Ich selbst habe schon viele Berufsschulen geschult. Sag mir konkret was deine Berufsschulen brauchen und dann können wir uns darüber unterhalten. Am Telefon oder bei einem persönlichen Gespräch 🙂

      Zur europäischen Datenschutzrichtlinie sei erwähnt, dass die Datencenter in Europa in der Bauphase sind. Trotzdem können auch jetzt schon Daten, die in der iCloud gespeichert sind, technisch gesehen weder von Apple noch von der US-Regierung ausgelesen werden.
      Ja, das glaube ich 😉 und ja, ich glaube, dass Apple’s Server 1000mal sicherer gegen Zugriffe von außen abgesichert sind als 99% aller in Deutschland betriebenen Schulserver auf denen personenbezogene Daten abgelegt sind. Aber diese Diskussion brauchen wir hier nicht zu führen. Wenn du magst schreib mir ne Mail und dann können wir sehen ob ich Ideen für euch habe. Danke für deinen Kommentar!

      Korrektur: die Schlüssel der iCloud-Verschlüsselung liegen bei Apple. Sie können theoretisch durch die amerikanische Refierung zur Herausgabe eingeklagt werden („Trumps Regierung klagt auf Herausgabe eines iCloud-Schlüssels eines Siebtklässlers aus Wenigenförde. Verdacht auf Terroristische Anwendung der dritten binomischen Formel“…).

      Okay, Sarkasmus aus.
      Tatsächlich ist es theoretisch denkbar. Das kann man aber AUCH ausschließen durch die Vorschaltung einer anderen Verschlüsselung zB

      https://www.boxcryptor.com/de/icloud/

      Ind JETZT sollte wirklich NICHTS MEHR dagegen einzuwenden sein… ;)außer der „Vorliebens-Frage“, die aber subjektiv ist…

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